Sechsunddreißigmal am Tag. Gängige Schätzungen der Dunkelziffer liegen zwanzigmal so hoch. Das Dunkelfeld beschreibt den Unterschied zwischen den registrierten Straftaten und den vermutlich Begangenen. Bei den Sexualstraftaten in Deutschland macht das bei 13.000 Fällen, die in der Kriminalistischen Polizeistatistik verzeichnet sind, eine Dunkelziffer von 260.000 Fällen im Jahr, pro Tag wären das 720 Fälle. Das bedeutet, dass ca. alle 2 Minuten einem Menschen sexuelle Gewalt angetan wird.

Sexualstraftaten sind Straftaten, deren Erfassung, Aufklärung und Verfolgung davon abhängt, ob die Opfer Anzeige erstatten oder nicht. Häufig scheuen sich Opfer, die ihnen angetanen Verbrechen bei der Polizei anzuzeigen, weil sie dadurch Nachteile befürchten. Sie haben Angst vor anstrengenden Vernehmungen, davor, dass ihnen keiner glaubt oder vor den Reaktionen ihres Umfelds. Weitere Punkte, die eine Anklage verhindern, sind, dass Opfer sich mitschuldig fühlen oder die Straftat bereits verjährt ist, wenn sie es erst nach Jahren realisieren, weil sie es zuvor verdrängt haben. Des Weiteren spielt häufig die Beziehung zu dem/ der Täter_in und dem Opfer eine entscheidende Rolle. 75% der Täter_innen kommen aus dem nahen Umfeld des Opfers.

 

Aus: Günther Deegener (2005): Kindesmissbrauch. Erkennen, helfen, vorbeugen; S.37

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