Kolpingwerk Diözesanverband Münster fordert mitwissende und betroffene Kolpinger auf, sich zu melden

Mit der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie zur Aufdeckung sexualisierter Gewalt durch Kleriker*innen wurde deutlich, in welchem immensen Maße im Bistum Münster Kindern und Jugendlichen sexualisierte Gewalt angetan wurde. Die Studie hat zudem aufgedeckt, dass in erheblichem Umfang Leitungsverantwortliche des Bistums dazu beigetragen haben, Taten zu vertuschen und Täter*innen zu schützen. Viel zu selten wurde den Betroffenen geglaubt und so agiert, dass weitere Taten verhindert wurden.

Neben klerikalen Machtstrukturen von oben gab es auch einen Klerikalismus von unten. Das Schweigen von Lai*innen, auch in den katholischen Verbänden, ermöglichte diese Taten. Diözesanvorsitzender Harold Ries: „Uns im Kolpingwerk Diözesanverband Münster hat diese Studie leidvoll offenbart, dass auch in unseren Reihen, in den Kolpingsfamilien und in unseren eigenen Strukturen Missbrauch nicht ausgeschlossen werden kann.“ Der Diözesanvorstand des Kolpingwerkes Diözesanverband Münster appelliert: „Wir rufen alle im Kolpingwerk auf, verantwortlich zurück zu schauen, sich aktiv an der Aufarbeitung zu beteiligen und Taten bzw. Vermutungen zu melden. Diese werden vertraulich behandelt.“ Nur wenn Wissen aus der Vergangenheit offenbart werde, könne Betroffenen endlich Gerechtigkeit zugesprochen werden.

Wie Fallbeispiele aus der Missbrauchsstudie zeigten, müssten auch viele Lai*innen gewusst haben, wenn Kinder und Jugendliche von Priestern missbraucht wurden und hätten dennoch geschwiegen und Verdachtsfälle nicht weiterverfolgt. Den damaligen Gepflogenheiten und dem kirchlichen Gehorsam entsprechend wurden weder Leitungsverantwortliche des Bistums informiert noch die Justiz eingeschaltet. Missbrauch wurde dadurch weiterhin ermöglicht. Der Diözesanvorsitzende Harold Ries erwartet den nötigen Mut zur Aufarbeitung: „Auch Verantwortliche in katholischen Verbänden haben sich durch Schweigen schuldig gemacht.“

Das Kolpingwerk wird die Leitungsverantwortlichen im Bistum Münster mit den zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen, damit eine möglichst umfassende Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs erfolgen kann.

„Für die Zukunft erwarten wir, dass jeder Verdacht bedingungslos überprüft wird und Täter*innen konsequent bestraft werden. Die Betroffenen müssen Gerechtigkeit erfahren.“ Denn man sei sich sicher, so Kolping-Geschäftsführer Uwe Slüter: „Auch im Kolpingwerk wird es Betroffene geben. Wir wollen hinschauen, hören und ernst nehmen. Wir wollen diejenigen stärken, denen nicht geglaubt wurde. Wir ermutigen alle, die in den Strukturen unseres Verbandes – heute oder in der Vergangenheit – sexualisierte Gewalt erleben mussten, sich an uns zu wenden. Dies kann über Personen ihres Vertrauens, die Interventionsstelle im Bistum oder unsere Präventionsfachkräfte erfolgen.“

Als Präventionsfachkräfte stehen für einen Erstkontakt zur Verfügung:

  • Für das Kolpingwerk: Benedikt Albustin, Tel.: 02541 – 803-466, Mail: albustin (at) kolping-ms.de
  • Für die Kolpingjugend: Lara Bösche, Tel.: 02541 – 803-462, Mail: l.boesche (at) kolping-ms.de

Interventionsstelle im Bistum: https://www.bistum-muenster.de/sexueller_missbrauch

Aufarbeitung bedeutet für das Kolpingwerk Diözesanverband Münster:

  • Jedem Verdacht von Missbrauch in unserem Verband nachzugehen. Dazu gehört auch die Schaffung einer Kultur, die sexuellen Missbrauch verhindert. Wir wollen hinsehen, nicht wegsehen.
  • Neben einer intensiven und kontinuierlichen Präventionsarbeit in allen Kolpingsfamilien die Verpflichtung zur Erstellung eines institutionellen Schutzkonzeptes auf Diözesanebene mit entsprechendem Schulungsangebot.
  • Die Sexuallehre der Kirche neu zu bewerten, in ihr vielfältige sexuelle Orientierung sowie geschlechtliche Identitäten anzuerkennen und sprachfähig zu werden.
  • Jede Form des Klerikalismus muss ein Ende finden als Basis aller Veränderungsbemühungen. Dieser hat sicherlich, früher noch intensiver als heute, das Verbandsleben stark mitprägt. Die vielfach von Geweihten selbst als auch durch Lai*innen im Verband empfundene Unantastbarkeit gegenüber Priestern muss einem Verständnis des gemeinsamen Priestertums aller Getauften weichen.

Text und Bild: Kolpingwerk