Kolpingwerk Diözesanverband nimmt Stellung zum „Internationalen Tag des Ehrenamtes (UN)“ am 5.12. / Ausübung eines Ehrenamtes persönlicher „Lebens-Mehrwert“: Käme unser deutsches Sozialsystem ohne ehrenamtlichen Einsatz aus? Für Harold Ries (Xanten), Vorsitzender des Kolpingwerkes Diözesanverband (DV) Münster ist das schlichtweg „undenkbar!“ Allerdings könne der Staat sich nicht seiner Daseinsvorsorge entziehen. „Ehrenamtliches Engagement ist stets freiwillig und kann nicht als systemrelevante Dienstleistung einkalkuliert werden“, so Ries.

Der von den Vereinten Nationen ausgerufene „Internationale Tag des Ehrenamtes“ am 5. Dezember zur Anerkennung und Förderung ehrenamtlichen Engagements ist für den Kolping-Diözesanvorsitzenden ein willkommener Anlass, das bürgerschaftliche Engagement der Kolpingsfamilien des Bistums Münster in ihren Gemeinden und Wohnorten ins Bewusstsein zu stellen. Dieser jährliche Ehrenamtstag am 5.12. richte darüber hinaus die öffentliche Aufmerksamkeit auf alle in den vielen Bereichen von Kirche und Gesellschaft Tätigen. „Auf dieses nachhaltige Engagement ist nicht nur unser katholischer Sozialverband mit seinen 41.000 Mitgliedern im Bistum Münster angewiesen“, so Harold Ries.

Uneigennützig, unentgeltlich und unkompliziert mitwirken und seine Talente und Kenntnisse zum Wohle Anderer in allen gesellschaftlichen Tätigkeitsfeldern einbringen, „das ist der Kitt, der unsere Zivilgesellschaft zusammen hält und jeden Tag noch ein Stück solidarischer und lebenswerter macht“. Vereine oder Verbände, wie etwa das Kolpingwerk, könnten lokales bis hin zu internationalem Engagement bündeln und somit Initiativen effizient gestalten. „Gemeinsam anpacken und sich für die gleiche Sache oder ein Thema engagieren motiviert und schafft Synergien.“

Aktuell werde dies besonders deutlich durch die vielen Initiativen, bei denen Menschen sich auf vielfältige Weise – ob tatkräftig, organisatorisch oder mitfühlend – für die in Deutschland gestrandeten Flüchtlinge einbringen und bei uns in Deutschland eine „Willkommenskultur schaffen, die Leid und Vertreibungstrauma zumindest etwas lindern“. Harold Ries: „Über Religionsgrenzen hinweg im Dienst am Menschen.“

Jugendliche brauchen mehr zeitliche Freiräume / Anreize durch BAFöG, Credit-Points

Diözesanleiterin Maximiliane Rösner

Diözesanleiterin Maximiliane Rösner

Maximiliane Rösner (Münster), Diözesanleiterin der Kolpingjugend DV Münster, weist auf den persönlichen „Lebens-Mehrwert“ hin, den die Ausübung eines Ehrenamtes bedeute. „Wer freiwillig seine Zeit für Andere einsetzt bekommt viel zurück und stärkt seine Sozialkompetenz.“ Ein Faktor übrigens, der als „Soft skills“ nicht unerheblich dem Fortkommen bei Beruf und Karriere diene.

In der Politik erfahre bürgerschaftliches Engagement seit mehreren Jahren eine Konjunktur und werde mit verschiedenen Aktionen gefördert. Gleichwohl sollte dieser Einsatz weiter honoriert werden. Junge Menschen könnten im Studium anteilig ihres Engagements etwa Anerkennung bei der Berechnung der BAFöG-Sätze erhalten oder die Würdigung von Engagement als Lernfeld durch Berücksichtigung bei der Vergabe von Credit Points erfahren. Rösner weiter: „Kirche und Gesellschaft sollte zudem daran gelegen sein, sich weiterhin an den Fortbildungskosten für Engagierte in Leitungsfunktionen zu beteiligen und Freiwillige von Kosten für ihr Engagement freizustellen.“ Denn die Aufgaben und Verantwortungen im gesellschaftlichen Engagement erforderten in jedem Alter Fachwissen um eine nachhaltige Sicherung vieler sozialer Organisationen und Initiativen zu gewährleisten.

Jugendliche seien oftmals motiviert sich einzubringen, häufig fehle es ihnen vor allem an Freiräumen. Anforderungen durch Zeitbindung in Ganztagsschulen und schulischer Leistungsdruck seien neue Herausforderungen. „Wir brauchen aber gerade diese Freiräume für selbstorganisierte Bereiche wie Kinder-, Jugendverbände und weitere Initiativen, die sich durch ehrenamtlichen Einsatz junger Menschen tragen.“ Zudem weiß Maximiliane Rösner aus ihren Erfahrungen in Kolpingjugend und Kolpingwerk: „Wer bereits als junger Mensch ehrenamtlich aktiv ist, ist auch später eher für ein bürgerschaftliches Engagement zu gewinnen.“

Text: Rita Kleinschneider