Kommentar der Kolpingjugend Deutschland

Toleranz. Ein geflügeltes Wort. Wollen wir nicht alle stets tolerant sein, vieles tolerieren? Doch fragen wir uns auch manchmal, was das überhaupt bedeutet, tolerant zu sein?

Toleranz kann bedeuten, dass man andere so akzeptiert, wie sie sind, auch wenn dies nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Toleranz kann bedeuten, dass man eine Sache so annimmt wie sie ist, auch wenn sie für die eigene Person nicht perfekt ist. Toleranz hat immer wieder mit Anerkennung zu tun, sei es bei Menschen, sei es bei Dingen. Doch es scheint uns nicht immer zu gelingen tolerant zu sein, selbst wenn wir es noch so sehr wollen.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Homosexualität im Fußball. Erst vor einiger Zeit gab ein Fußballer ein Interview zu seiner Homosexualität. Allerdings wollte er anonym bleiben. Er hatte Angst. Er hat sich versteckt vor der Intoleranz der Öffentlichkeit. Denn in der Breite akzeptiert es diese nicht, dass es auch schwule Fußballer gibt.

Seit elf Jahren besteht für homosexuelle Paare inzwischen die Möglichkeit einer eingetragenen Lebenspartnerschaft, die allerdings nicht der Ehe heterosexueller Paare gleichgestellt ist. Trotzdem sind schwule Fußballer ein Tabu. Sieht so Toleranz aus?

Immer wieder werden Immigranten aus anderen Ländern in Deutschland auf Grund ihrer Herkunft ausgeschlossen und diskriminiert. Weil sie eine andere Hautfarbe haben, weil sie einer anderen Kultur angehören, weil sie nicht aus Deutschland kommen. Sieht so Toleranz aus?

In Deutschland ist es nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz verboten, Menschen aus Gründen der Herkunft, der Sexualität oder der Weltanschauung zu verurteilen oder zu benachteiligen. Im Alltag ist dies nicht immer einfach. Unsere Einstellungen sind geprägt von positiven wie negativen Erfahrungen, von individuellen Werten auf der einen Seite sowie von Vorurteilen auf der anderen. Wir können nicht jeder und jedem gegenüber in jeder Situation gleich tolerant sein. Dort stoßen wir an die Grenzen unserer Toleranz.

Aber wir können uns bemühen, mehr Verständnis für andere Sichtweisen aufzubringen. Wir können versuchen, uns in die Situation unseres Gegenübers zu versetzen und die andere Perspektive zu verstehen. „Wer das Ungewöhnliche scheut, hat noch nie großen Erfolg erzielt.“, hat schon Adolph Kolping gesagt. Wir sollten öfter etwas Ungewöhnliches wagen, die Perspektive wechseln und uns auf andere, uns noch nicht vertraute Dinge einlassen!

Wenn wir dies tun, sind wir auf einem guten Weg, so tolerant zu werden, wie wir immer sein wollten.

Katharina Norpoth

Die 20jährige Gelsenkirchenerin ist Studentin der Sozialwissenschaft und Mitglied im Bundesarbeitskreis der Kolpingjugend Deutschland.