Kommentar der Kolpingjugend Deutschland

Im vergangenen halben Jahr war es wieder vermehrt in den Medien – das Thema „Rechtsextremismus“. Mit den Taten der Zwickauer Terrorzelle NSU, „Nationalsozialistischer Untergrund“, hat die Grausamkeit der rechten Szene eine neue Dimension angenommen, die in den Jahren zuvor nicht in diesem Maße wahrgenommen worden war. Zu geschickt konnten die Täterin und die Täter ihre Taten vertuschen. Durch das Aufdecken dieser grausamen Vorkommnisse wurde uns wieder vor Augen geführt, dass das deutliche Eintreten gegen rechtes Gedankengut nicht in den Hintergrund rücken darf.

Als Reaktion auf die Geschehnisse beschäftigte sich die Kolpingjugend Deutschland im Rahmen ihrer diesjährigen Bundeskonferenz im Frühjahr in einem Studienteil mit dem Thema „Wehren gegen Rechts“. Erschreckend und eindringlich zugleich waren dabei insbesondere die Ausführungen eines Aussteigers aus der rechten Szene. In seinem Vortrag erzählte der Mann in beeindruckender Art und Weise von seinen Erlebnissen und Erfahrungen, die er in zwölf Jahren als überzeugter Nazi gesammelt hat. Dabei wurde vor allem deutlich, mit welch tückischen Methoden die rechte Szene versucht, neue Anhänger zu werben und die eigenen Ideale zu propagieren. Harmlos anmutende Musik, Kinderspielzeug oder Comicfiguren wie die Schlümpfe werden dazu genutzt, um rechtsextremes Gedankengut zu verbreiten. Auf solche Weise werden immer wieder ahnungslose Jugendliche in die Szene gelockt, ohne zu erkennen was sich wirklich dahinter verbirgt.

Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, immer wieder auf das Thema aufmerksam zu machen und Kinder und Jugendliche präventiv zu schulen, damit sie rechtsextremes Gedankengut erkennen und zwielichtige Materialien mit Vorsicht betrachten. Gruppenstunden und andere Veranstaltungen im Rahmen der Jugendarbeit bieten die Möglichkeit, über das Thema zu sprechen und somit aktiv gegen Rechts zu handeln.

Auch in unserem privaten Umfeld sind wir gefordert, rechtsextremen Tendenzen entgegenzutreten und uns dafür einzusetzen, dass sich dieses menschenverachtende Gedankengut nicht ausweiten kann. Schon eine sachliche Auseinandersetzung und Hinterfragung gängiger Vorurteile kann einen Beitrag dazu leisten, ebenso wie ein aktiver Kontakt mit unseren ausländischen Mitmenschen. Auf der Bundeskonferenz der Kolpingjugend wurde neben dem veranstalteten Studienteil „Wehren gegen Rechts“ auch ein zum Thema passender Antrag „Für Zivilcourage und gegen Fremdenhass“ verabschiedet, der auf dem Leitsatz der Kolpingjugend „Gemeinschaft macht Spaß…Engagement auch“ aufbaut. Der Antrag ruft dazu auf, sich seinen eigenen Vorurteilen zu stellen, sich gegen Intoleranz und Fremdenhass einzusetzen und Zivilcourage zu zeigen, sowohl im alltäglichen Leben als auch durch besondere Aktionen zu diesem Thema.

Wir wollen offen sein für Neues und dem Fremden interessiert gegenübertreten! Wir wollen nicht länger zusehen, sondern handeln!

Katharina Norpoth

Die 20jährige Gelsenkirchenerin ist Studentin der Sozialwissenschaft und Mitglied im Bundesarbeitskreis der Kolpingjugend Deutschland.